Lesen ist meine Leidenschaft! Ich liebe Bücher! Hier kann ich abschalten, all den Stress vergessen und für einen Moment oder auch für Stunden dem Alltag entfliehen.
Stöbere doch in meinem Empfehlungen und ich hoffe, Du findest Gefallen an meinen Vorschlägen! Deinen örtlichen Buchhändler wird ein Besuch von Dir sicher auch erfreuen!

Das kleine Schloss in Schottland
Das kleine Schloss in Schottland
Von Julie Caplin (Rowohlt Taschenbuch Verlag)
Roman 427 Seiten
Das kleine Schloss in Schottland erzählt die Geschichte von Izzy McBride und ihrer Mutter Xanthe. Izzy erbt von ihrem Großonkel ein kleines Schloss in Schottland. Dieses Schloss ist aber keineswegs opulent oder in irgendeiner Form so, dass man sich gleich als reiche Adlige fühlen würde. Nein, das Schloss ist ziemlich heruntergekommen.
Trotzdem möchte Izzy das Schloss in ein kleines, aber feines Hotel umwandeln. Ihre Mutter Xanthe ist schon vor Izzy im Schloss eingezogen, da Izzy noch eine Ausbildung in einer Kochschule in Irland beenden musste. Nun zieht auch Izzy ins Schloss und wird gleich von ihrer übereifrigen, leicht aufgedrehten und sehr exzentrischen Mutter begrüßt. Diese hat nicht nur damit begonnen die ersten Zimmer zu renovieren, sondern hat auch eines der Zimmer bereits an einen Langzeitgast vermietet.
Dieser Gast, Ross, ein Geschichtsprofessor und Autor, der Ruhe und Frieden sucht, um an seinem neuen Buch zu arbeiten, muss sich sogar sein Frühstück selbst machen, obwohl er eine große Menge Geld für seinen Aufenthalt zahlt. Das ist Izzy sehr unangenehm und sie beginnt sofort für ihn zu kochen. Doch das möchte Ross gar nicht. Er ist ein komischer Kautz, der sich immer wieder in sein Zimmer zurückzieht, wenig spricht und erst langsam auftaut.
Der einzig vernünftige im Schloss scheint der ehemalige Verwalter und Hausmeister Duncan zu sein. Er hat etwas Großväterliches und unterstützt Izzy sehr.
Außerdem ziehen noch zwei junge Leute im Schloss ein, die Izzy auf ihrem Grundstück aufgespürt hat. Sie haben dort wild gezeltet und als bei einem schweren Sturm ihr Zelt weggeflogen ist und sie völlig durchnässt an Izzys Tür geklopft haben, hat sie sich aufgenommen. Sie bleiben dann im Schloss und arbeiten mit gegen Kost und Logis und ein kleines Gehalt. So wächst die Gemeinschaft in dem Schloss schnell an. Das ist auch gut, denn Xanthe überrascht Izzy erneut ,als sie mitteilt, dass sie das Schloss über Weihnachten an eine reiche Industriellenfamilie vermietet hat. Das Geld, das diese Familie zahlt, würde viele der finanziellen Probleme lösen, doch leider ist noch kein einziges Zimmer im Schloss fertig und die Familie erweitert ständig die Personenanzahl.
Izzy hat alle Hände voll zu tun, die Renovierung der Zimmer zu überwachen, vor allem die Geldausgaben ihrer Mutter, und ein Menü für die stetig wachsende Gästezahl zu gestalten.
Und dann ist da noch diese Legende um die kostbaren blauen Saphire, die angeblich im Schloss versteckt sind. Werden sie diese Steine finden? Werden sie Zimmer rechtzeitig fertig, bevor die vielen Gäste eintreffen? Und was hat Ross zu verbergen?
Das Buch habe ich in einem meiner Streifzüge durch meine Lieblingsbuchhandlung mitgenommen. Eigentlich war ich nicht direkt auf der Suche nach einem Buch. Das Cover des Buchs hat mich aber sofort angesprochen. Die Teekanne, das Hochlandrind und die kleinen Schneeflocken verzaubern einen sofort. Die Schriftart des Titels fühlt sich so heimelig an. Schon auf den ersten Blick dachte ich, dass dieses Buch das perfekte Wohlfühlbuch für die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester sein wird. Wo man sich gemütlich unter den Weihnachtsbaum kuschelt und in aller Ruhe ein schönes Buch schmökert.
Und tatsächlich habe ich dieses Buch verschlungen und geliebt. Man fühlt sich gleich so wohl in dieser Geschichte. Die Autorin nimmt einen mit in die wunderschöne Landschaft Schottlands. Sie beschreibt die Umgebung um das Schloss, den Besuch von Izzy in Edingburgh, das Wetter und auch das Schloss so detailliert und liebevoll, dass man am liebsten gleich dorthin fahren möchte….. Ich habe es gegoogelt. In Kinlochleven gibt es tatsächlich ein paar kleine Schlösser und Ruinen. Vielleicht diente ja eines davon als Vorlage für das Buch.
Die Zimmer entstehen beim Lesen in der eigenen Fantasie und man wünscht sich, dass es dieses kleine Hotel tatsächlich gibt und man den nächsten Urlaub dort verbringen kann. Caplin schafft es nicht nur die Landschaft und die Einrichtung des Schlossen, sondern auch Emotionen, Gefühle und Stimmungen zu beschreiben, sodass man sich in die Charaktere hineinfühlen kann. Man spürt nicht nur Izzys Stress, die Unsicherheit oder später ihre Nervosität und Freude, ihr heimliches Verlangen, sondern auch Xanthes Temperament und Ross Unwillen sich zu offenbaren. Zu Beginn ist es im Schloss sehr ruhig und es herrscht eine eher kalte Atmosphäre. Am Ende des Buches ist aus dem Schloss ein warmer Ort geworden, wo man es sich in geselliger Runde gemütlich machen kann. Das Schloss wird durch Izzy und Xanthe zu neuem Leben erweckt. Durch die Menschen, die es bewohnen und die ihr Herzblut in dieses Projekt stecken.
Die Figur Ross bleibt lange geheimnisvoll. Man ahnt schon früh, was er verbirgt, aber man kann sich als Leser nicht sicher sein. Der erste Hinweis wurde so kurz erwähnt, dass man erst annimmt, es wäre nur eine komische und vielleicht auch ein wenig unpassende Idee der Autorin, die in dem Zusammenhang gar nicht richtig passt. Ich war beim Lesen irritiert und fragte mich, ob diese Idee wirklich so gewollt war. Aber am Ende ist das genau der aha-Moment, den ich besonders gelungen fand!
Das Geheimnis um die Saphire nimmt zu Beginn der Geschichte nur eine sehr kleine Nebenrolle ein. Lange Zeit fragt man sich als Leser, ob diese Geschichte wirklich nochmal aufgegriffen wird. Ich finde das hätte Caplin vielleicht ein wenig deutlicher machen können. Die Legende um die Saphire hätte meiner Meinung nach eine größere Rolle in der Geschichte einnehmen können. Warum hat Xanthe nicht mehr über die Steine herausgefunden? Hätte es keine örtliche Bibliothek geben können, die die Geschichte beschreibt? Oder einen geheimnisvollen Brief des Großonkels, den sie in einem der Zimmer gefunden hätte? ….. Das hätte der Geschichte mehr Spannung gegeben.
Aber wahrscheinlich war das gar nicht gewollt. Dann wäre dieser Roman auch nicht mehr solch ein Wohlfühlroman gewesen, den man eingekuschelt in eine Decke mit einer warmen Tasse Tee einfach so verschlungen hätte.
Caplin beschreibt die Landschaft und die Menschen in Schottland so wunderbar. Man merkt, dass sie während ihrer früheren Karriere viel herumgekommen ist die Mentalität und die Landschaft über die sie schreibt wirklich selbst kennengelernt hat. Mich hat der Roman mitten ins Herz getroffen und wer weiß, vielleicht buche ich tatsächlich mal eine Reise nach Schottland….. Auf jeden Fall werde ich weiter Teile der Romantic-Escape Reihe lesen, zu der dieser Roman gehört.
Die Geschichte erwärmt einem das Herz. Natürlich hat sie ein HappyEnd! So wie man sich das für einen richtig guten Liebesroman wünscht.
Viel Spaß beim Lesen!
Eure Dodo

Unsre verschwundenen Herzen
Unsre verschwundenen Herzen
Von Celeste Ng
Dtv Verlag
391 Seiten
„Herzzerreißend“ Reese Witherspoon steht auf dem Cover.
Und genau so ist es. Ein sehr bewegender Roman. Celeste Ng trifft, wie schon in ihrem Buch „Kleine Feuer überall“, mitten in die gesellschaftspolitischen Probleme Amerikas.
Dieser Roman ist zwar eine Fiktion, doch es stockt einem an vielen Stellen der Atem, denn es ist alles so vorstellbar. Niemanden würde es überraschen (je nach Wahlausgang im November 2024), wenn in Amerika plötzlich nicht nur dunkelhäutige Menschen diskriminiert würden, sondern auch asiatisch aussehende. Denn China kann den Amerikanern auch gut als Feindbild verkauft werden. Für die amerikanische Wirtschaft kann die Großmacht China natürlich schnell zur Bedrohung werden. Und warum dann nicht ein Feindbild etablieren, dass alle asiatisch aussehenden Amerikaner zum potentiellen Feind macht?
Ein Gesetz namens PACT stellt Regeln auf, wie die amerikanischen Werte und Ideale aussehen und wie sie zu leben sind. Wer diesen Vorstellungen nicht entspricht, wird verhaftet oder dem werden die Kinder weggenommen. Sie kommen in Pflegefamilien oder in Heime.
Kinder werden entführt. Eltern werden bedroht, Menschen verletzt oder ermordet. Man muss den Vorgaben der Regierung folgen, sonst drohen harte Strafen.
Noah, der eigentlich Bird heißt, kann sich kaum noch an seine Mutter erinnern. Sie hat die Familie verlassen, als PACT in Kraft getreten ist. Sie und Birds Vater haben das so vereinbart, damit Bird wenigstens bei seinem Vater bleiben kann. Birds Mutter ist Asiatin.
Bird und sein Vater leben so unauffällig wie es ihnen möglich ist. Bird hinterfragt das alles nicht, bis Sadie in seine Klasse kommt.
Sie ist eines der Kinder, die ihren Eltern weggenommen wurde. Eine Laufbahn durch verschiedene Heime und Pflegefamilien hat sie bereits hinter sich. Sie ist immer noch auf der Suche nach ihren Eltern.
Bird folgt ihr eines Nachmittags und findet von da an immer mehr Zeichen, die darauf hindeuten, dass es Menschen gibt, die sich PACT widersetzen. Es ist toll mitzuerleben, wie Bird immer mehr Zeichen entdeckt. Wie er versteht, warum sie am nächsten Morgen immer wieder verschwunden sind. Welche Macht PACT auf alle Lebensbereiche hat. Als er auf der Suche nach einem alten Kinderbuch mit Geschichten seiner Mutter die leeren Bibliotheken entdeckt, ist ihm klar, dass das alles nicht gut sein kann. Und er trifft auf Menschen, die ihm helfen zu verstehen.
Mit Sadies Hilfe und später auch alleine macht er sich daran, alte Erinnerungen an seine Mutter und neue Entdeckungen zusammen zu bringen.
So findet er schließlich seine Mutter. Es ist langer und mühsamer, oft gefährlicher Weg, aber er findet seine Mutter.
Das Buch ist sehr mitreißend. Man kann sich von Anfang an denken, dass Bird seine Mutter aufspüren wird, aber der Weg, den er dafür gehen muss ist enorm. Was für eine Willenskraft, welch große Liebe zwischen Bird und seiner Mutter besteht. Ohne die, hätten sie sich nicht gefunden.
Am Ende gibt es kein Happy End. Ganz wie so oft im wahren Leben.
Celeste Ng schreibt so klar, so deutlich und doch so poetisch. Das Buch nimmt einen gefangen von der ersten bis zur letzten Seite und lässt einen lange nicht los. Die Beschreibungen Ngs der Umwelt, der Lebensorte, in denen die Protagonisten leben ist so deutlich, dass es einem manchmal beim Lesen fröstelt, wenn Bird durch die kalten, nassen und verlassenen Straßen New Yorks läuft.
Viel Vergüngen beim Lesen!
Eure Dodo

Nur noch ein einziges Mal- it ends with us
Colleen Hoover
Dtv Verlag
Roman,400 Seiten + Interview mit der Autorin
Der Roman erzählt die Geschichte von Lily & Ryle und Lily & Atlas.
Lily wächst in einem Elternhaus auf, in dem der Vater immer wieder gewalttätig gegen die Mutter ist. Atlas ist ihre Jugendliebe. Die beiden lernen sich kennen, als Atlas in das verlassene Haus neben Lilys Zuhause einzieht, weil er vor seiner Familie geflohen ist. Lily hilft ihm und die beiden verlieben sich ineinander. Sie verbindet eine tiefe Zuneigung. Wie tief diese Liebe ist, erfährt man erst am Ende des Romans, aber dass Lily ihr ganzes Leben lang tiefe Gefühle für Atlas hegt, ist im ganzen Roman über spürbar. Die beiden verlieren sich aus den Augen, als Atlas nach Boston zu seinem Onkel zieht und in die Armee eintritt.
Lily studiert, arbeitet in einer Marketingagentur. Sie ist mit ihrem Job unglücklich. Als ihr Vater stirbt, möchte ihre Mutter, dass sie die Grabrede hält. Lily findet keine positiven Worte über ihren Vater, da sie nur schlechte Erinnerungen an ihn hat. Sie kommt nach der Beerdigung nicht zur Ruhe und sucht einen Ort an dem sie ungestört sein kann.
Auf einem der Dächer in ihrer Nähe sieht sie eine Terrasse und geht dorthin, um in Ruhe nachdenken zu können. Dort oben in der Einsamkeit, trifft sie Ryle. Einen aufstrebenden Neurochirurgen, der ebenfalls einen Ort zum Nachdenken gesucht hat.
Die beiden sprechen miteinander. Sie lernen sich näher kennen und werden ein Paar. Lily ist sehr glücklich mit Ryle. Sie hat nach dem Tod ihres Vaters ihren Lebenstraum verwirklicht und einen eigenen Blumenladen eröffnet, der toll angenommen wird. Beide sind erfolgreich in ihren Berufen und lieben die Zeit, die sie gemeinsam verbringen. Doch dann ändert sich alles, als Ryle Lily verletzt. Erst denkt sie, es war ein Versehen. Eine einmalige Sache. Sie verzeiht ihm, doch so ganz kann sie ihm nicht mehr Vertrauen.
In der Folge kommt es immer öfter zu gewaltsamen Ausbrüchen von Ryle gegen Lily.
Colleen Hoover beschreibt sehr einfühlsam und aufrührend, in welchem Konflikt sich Lily befindet. Sie liebt Ryle, aber warum? Er verletzt sie. Er misshandelt sie. Sie möchte nicht werden wie ihre Mutter. Aber sie kann sich auch nicht von ihm trennen. Was soll sie tun?
Man leidet mit Lily mit. Auf jeder Seite des Buches. Als Leserin ist man genauso hin und hergerissen wie sie. Soll sie ihm verzeihen? Soll sie gehen? Was wird er dann tun? Was würde ihre Mutter denken, wenn sie wüsste, was ihr gerade passiert. Lily möchte gerne mit ihr sprechen, traut sich aber lange nicht.
Ich fand das Buch am Anfang fast ein wenig langweilig…. Es hat mich nicht so richtig von der ersten Seite an gefesselt. Aber mit jedem Kapitel habe ich mehr mit Lily gefühlt.
Toll, dass es endlich ein Buch gibt, was diese Zerrissenheit der Frau aufgreift, die von ihrem Partner schlecht behandelt wird. Man bildet sich sehr schnell ein Urteil über Gewalt in er Beziehung. „Sie soll ihn doch einfach in die Wüste schicken!“ „Warum lässt sie sich das bieten! So etwas hat sie nicht nötig“ ….. aber so einfach ist das nicht. Der Mann ist der Mann, den diese Frau von ganzem Herzen liebt. Und der Mann liebt diese Frau auch. Irgendetwas stimmt aber nicht und es kommt zu diesen Ausfällen. Nichts entschuldigt Gewalt gegen die Partnerin oder den Partner. Aber die Rolle der Partnerin, die misshandelt wird ist auch nicht einfach. Da gibt es eben nicht nur diese eine gewaltsame Seite.
Wie Lily am Ende ihren Frieden mit der Situation findet und wie Atlas wieder in ihr Leben tritt, das erfahrt ihr, wenn ihr das Buch selbst lest! 😉
Freut Euch auf Lachen, Tränen, Trauer und Freude. Dieses Buch bietet alles!
Viel Spaß beim Lesen
Eure Dodo

Der Club der Traumtänzer
Der Club der Traumtänzer
Andreas Izquierdo
Roman, Dumont Verlag
445 Seiten
Ein Buch, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde!
Izquierdo hat einen bewegenden Roman über einen schnöseligen, eingebildeten und erfolgreichen Geschäftsmann geschrieben, der sein Herz entdeckt.
Gabor Schoening (schon der Name ist einfach toll gewählt) führt ein Leben auf der Überholspur. Er sieht gut aus, ist erfolgreicher Unternehmensberater, verdient viel Geld, kann gut tanzen und die Frauen liegen ihm zu Füßen. Sein Leben ist perfekt.
Bis zu dem einen Tag…. Er ist abgelenkt von der schönen Frau neben ihm im Auto, die dort eigentlich gar nicht sitzen sollte, und baut einen Unfall.
Ausgerechnet in die Leiterin einer Förderschule fährt er hinein und verletzt sie. Dieser Unfall könnte ihn seine Karriere kosten, wenn die Frau ihn anzeigt. Um dies zu verhindern, geht er mit ihr einen ungewöhnlichen Deal ein. Er soll fünf ihrer Schüler Tango beibringen.
Zuerst ist Gabor noch stolz auf sich, dass er sich so leicht aus der Affäre ziehen konnte, denn was ist einfacher für ihn, als jemandem Tanzen beizubringen? Doch bald schon holt ihn die Realität ein. Fünf lernbehinderten Schülern, die auch noch mitten in der Pubertät stecken, das Tanzen beizubringen ist gar nicht so einfach. Gabor gerät mächtig unter Druck, um sein Versprechen einzuhalten, seine Arbeit weiter zu machen und einen Karriereknick zu umgehen. Und dann wachsen ihm diese Kinder auch noch ans Herz. Sein Blick auf diese Kinder, ihre Familien, die Schule und die Lebenssituation verändert sich mit jedem Tag.
Gabor beginnt sich für die Kinder einzusetzen. Er geht weit über seinen ursprünglichen Deal hinaus. Als eines seiner „Tangokids“ dann schwer erkrankt, krempelt er sein ganzes Leben um. Er ist für dieses Kind da. Und ändert sich damit von Grund auf.
Izquierdo schildert in seinem Roman nicht nur sehr einfühlsam die mentale Verwandlung von Gabor. Er gibt uns auch einen intensiven Einblick in die Welt der verschiedenen Kinder. Ihre familiären Hintergründe werden beschrieben, ihre Herausforderungen, denen sie und ihre Familien tagtäglich ausgesetzt sind. Diese fünf Jugendlichen kämpfen wie alle anderen Jugendlichen auch mit den Höhen und Tiefen der Pubertät, aber sie haben auch noch andere Päckchen zu tragen. Erfahrungen, die sie prägen, Erfahrungen, die sie wegen ihrer Lernbehinderung gemacht haben. Sie haben alle fünf verletzendes, traumatisierendes erlebt, aber sie kämpfen weiter und lassen sich nicht unterkriegen. Das beeindruckt nicht nur Gabor. Izquierdo beschreibt in seinem Roman Kinder aus allen Schichten der Gesellschaft. Sehr klar und deutlich zeigt er die Lebenssituationen von Kindern auf, die direkt neben uns leben könnten. Und trotzdem scheint es, als würden sie in einer anderen Welt leben. So wie einst Gabor in einer andren Welt lebte und diese Schicksale niemals wahrgenommen hätte.
In diesem Roman geht es um die wirklich wichtigen Werte, wie Mitgefühl, Freundschaft, Zuverlässigkeit, Respekt, die Wahrung der Würde eines jeden einzelnen. Es geht darum, jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist. Ihn wertzuschätzen. Nicht die vermeindlichen Fehler oder Unzulänglichkeiten sehen, sondern die Besonderheiten, das positive, das in jedem Menschen steckt. Zu erkennen, dass es Freundschaft zwischen allen Menschen geben kann. Egal welcher Altersunterschied zwischen den Menschen liegt, welche berufliche oder soziale Situation oder welche sonstigen Hintergründe und Erfahrungen. Freundschaft ist immer möglich. Und in Freundschaften steht man füreinander ein, hilft und unterstützt sich, ist offen und ehrlich und sieht den anderen, so wie er ist.
Wir sollten alle dieses Buch lesen! Mit Gabor und den Tangokids lachen, schmunzeln, leiden und weinen….. und sie einfach lieben!

Frau Komachi empfiehlt ein Buch
Frau Komachi empfiehlt ein Buch
Von Michiko Aoyama (rororo Verlag)
Roman 283 Seiten
In diesem wunderschönen Roman werden eigentlich gleich fünf Geschichten erzählt.
Frau Komachi arbeitet als Bibliothekarin in einer Gemeindebücherei. Sie stellt allen Besuchern, die zu ihr kommen, wenn sie ein Buch ausleihen möchten dieselbe Frage: „Wonach suchen Sie?“. Sie meint diese Frage durchaus im übertragenen Sinne, denn die weise Frau spürt, dass die Besucher nicht nur nach einem Buch suchen, sondern nach etwas anderem. Etwas, dass ihrem Leben wieder einen Sinn gibt. Sie alle sind auf der Suche nach etwas. Die Besucher erzählen nicht immer, was sie suchen oder was sie so beschäftigt. Manche wissen nicht einmal, dass sie eigentlich unglücklich sind. Dennoch spürt Frau Komachi, was ihre Besucher brauchen. Sie setzt also immer ein Buch mehr auf die Ausleihliste und gibt den Besuchern eine kleine „Zugabe“ mit. Beides wird sie auf wunderbare Weise auf den richtigen Weg bringen.
Da ist Tomoka, die junge Verkäuferin, die mit ihrem Job und ihrem Leben hadert. Sie fühlt sich nicht wohl damit, nur zu arbeiten und dann alleine in ihrem Apartment zu sitzen. Sie sucht etwas, dass sie erfüllt. Frau Komachi empfiehlt ihr ein altes Kinderbuch. Durch dieses Buch und die Erinnerungen, die damit verknüpft sind, entdeckt Tomoka das Backen für sich. Sie kocht und backt, ernährt sich wieder gesund und hat wieder Freude an ihrem Beruf.
Dann ist da Ryo, der Buchhalter. Als er ein kleiner Junge war, ist er leidenschaftlich gern in einen kleinen Antiquitätenladen gegangen. Einen kleinen Löffel trägt er seit dieser Zeit als Glückbringer immer mit sich. Er träumt davon, einen eigenen kleinen Antiquitätenladen zu eröffnen. Auch ihm empfiehlt Frau Komachi ein Buch und gibt ihm eine ihrer „Zugaben“, die ihn auf neue Ideen bringen und ihm helfen, seinen Traum zu verwirklichen.
Natsumi, eine junge Mutter, die mit ihrer Rolle als berufstätige Mutter hadert, kommt ins Gemeindezentraum, um Bücher für ihre kleine Tochter auszuleihen. Frau Komachi erkennt ihre Zerrissenheit und empfiehlt auch ihr ein Buch, das im ersten Moment nicht zu dem passt, was Natsumi eigentlich ausleihen möchte. Doch auch sie findet durch das Buch, das Frau Komochi empfohlen hat, einen Weg aus ihren Selbstzweifeln und Konflikten.
Hiroya, ein arbeitsloser Grafikdesigner, wird von seiner Mutter ins Gemeindezentrum geschickt. Er soll auf dem dort stattfinden Markt einkaufen und entdeckt auf dem Rückweg die Bibliothek. Er kann das schwere Buch, das Frau Komachi ihm empfiehlt nicht mit nach Hause nehmen, deshalb wird es ihm zurückgelegt und er kommt täglich, um darin zu lesen. Durch den Kontakt mit den Angestellten des Gemeindezentrums, sein Talent, an das er schon nicht mehr geglaubt hat und vielleicht glückliche Zufälle, bekommt Hiroya sein Leben wieder in den Griff.
Zuletzt wird die Geschichte von Masao erzählt. Ein Mann, der seit einem guten halben Jahr in Rente ist und sich in seiner neuen Rolle so gar nicht zurecht findet. Auch er landet im Gemeindezentrum und der Bibliothek. Auch ihm empfiehlt Frau Komachi ein Buch und gibt ihm eine ihrer „ Zugaben“. Und auch Masao findet über die Bücher seinen Weg.
Das Buch ist ein eine wunderschöne Hommage an die Kraft von Büchern! Bücher können Leben verändern! Bücher können zum Nachdenken anregen, Erinnerungen hervorrufen, motivieren die eigenen Träume zu verwirklichen, Neues auszuprobieren und an sich selbst zu glauben. Bücher können die Welt verändern! Dieses Buch zeigt, wie es gehen kann!
Ich bin mir sicher, dass sich jeder Leser in einer der fünf Protagonisten wiederfindet. Jeder Leser kann etwas mitnehmen aus diesem Buch. Und vielleicht sieht man Bücher von jetzt an mit anderen Augen. Auch wenn sie vielleicht im ersten Moment unpassend erscheinen oder nicht zum eigenen Leben zu passen scheinen, kann man vielleicht doch etwas für sich selbst darin entdecken.
Bleiben wir offen für neue Ideen, neue Sichtweisen!
Der Stil, wie Michko Aoyama schreibt ist sehr klar. Man fühlt sich sofort in die japanische Kultur versetzt. Diese natürliche Zurückhaltung, die Höflichkeit, man fühlt es in jedem Satz. Alle Menschen, die in dem Buch vorkommen gehen höflich und achtsam mit sich selbst und anderen um.
Das Buch ist durchweg positiv. Man beendet das Buch und weiß, dass man noch oft an Frau Komachi und ihre Empfehlungen denken wird.
Viel Freude beim Lesen!
